Nach einer gefühlten Ewigkeit spüre ich wie sich das Seil langsam zu lockern scheint. Die Stelle an der ich Arbeite ist bereits spürbar dünner und rissig geworden. Unter Aufwendung meiner letzten Kräfte zerre ich solange am Seil bis dieses nachgibt. Endlich frei
Wieviel Zeit mir jetzt verloren gegangen ist kann ich nicht einschätzen, ich möchte hier aber raus bevor ich mir noch einen Tritt einfange. Um aber keinen allzuschlechten Eindruck zu hinterlassen stelle ich vorher noch den Stuhl ordentlich in eine Ecke und hänge die Reste des Seils , ebenfalls ordentlich, über die Lehne.
Als ich gerade die Treppe nach oben haste geht mir allerdings mein letzter Fluchtversuch durch den Kopf - nochmal möchte ich eine solche Begegnung auch nicht riskieren, also fasse ich einen neuen Plan.
Ich gehe wieder nach unten, stelle den Stuhl an seine ursprüngliche Position, lege die Reste des Seils gut sichtbar auf eines der Fässer. Am unteren Ende der Treppe schreibe ich sicherheitshalber "please dont kill me" in den staubigen Fußboden.
Um weitere panisch-impulsiv-schmerzhafte Reaktionen seitens meiner Gastgeber zu vermeiden stelle ich die Fässer in einer Reihe zwischen den Stuhl und die Treppe, danach setze ich mich entspannt (und ohne gefesselt zu sein deutlich bequemer) und warte ab. Mir fallen die zuvor gesammelten Blumen wieder ein - vorsichtig entferne ich einige der Blätter und rolle sie zusammen - dazu das Ergebnis zu entzünden kann ich mich jedoch noch nicht überwinden, ich stecke die improvisierte Zigarette also erstmal hinter mein Ohr. Den Zahn befestige ich vorsichtig am Ärmel meines Pullovers - nur zur Sicherheit.
Langsam murmle ich vor mich hin - >>positiv denken sataan, es kann ja nur besser werden<< - ohne daraus allerdings viel Hoffnung schöpfen zu können.
Um mir die Zeit zu vertreiben übe ich weiter meinen mitleiderregenden Gesichtsausdruck während ich etwas auf dem Stuhl hin und herkipple - wie ich dabei aussehe vermeide ich mir vorzustellen - und warte darauf dass etwas passiert.